Die Ausbildung zum Elektroniker für Automatisierungstechnik endet mit der gestreckten Abschlussprüfung, die in zwei Teilen abgelegt wird. In diesem Beitrag erfährst du, was dich in Teil 1 und besonders in Teil 2 erwartet.
Wir geben dir einen praxisnahen Überblick über den Prüfungsaufbau, die Inhalte und typische Aufgaben, damit du dich optimal vorbereiten kannst. Mit dem richtigen Wissen und etwas Übung kannst du der Prüfung selbstbewusst entgegensehen.

Teil 1 der Abschlussprüfung Elektroniker für Automatisierungstechnik
Der erste Prüfungsteil der Elektroniker Prüfung findet gegen Ende des 2. Ausbildungsjahres statt und ersetzt die frühere Zwischenprüfung. Du bearbeitest dabei eine komplexe Arbeitsaufgabe, also ein praktisches Projekt im Kleinformat. Typischerweise erhältst du technische Unterlagen zu einer Anlage oder Schaltung und musst daraus einen Arbeitsauftrag umsetzen – etwa eine Steuerung aufbauen, Verdrahtungen vornehmen oder Bauteile montieren und einstellen.
In Teil 1 beweist du, dass du grundsätzliche Fähigkeiten beherrschst: Du wertest Schaltpläne und Unterlagen aus, planst Arbeitsabläufe, wählst Material und Werkzeuge aus und beachtest Sicherheitsvorschriften. Zur praktischen Aufgabe gehört auch eine kurze Gesprächsphase, in der dir Prüfer Fragen zu deinem Vorgehen stellen. Außerdem gibt es schriftliche Aufgaben zu Grundlagen aus den ersten Ausbildungsjahren, zum Beispiel einfache Schaltungen, Messungen oder Berechnungen.
Teil 1 der Prüfung dauert insgesamt rund einen Arbeitstag und geht mit 40 % in die Gesamtnote ein. Keine Sorge: Lief Teil 1 nicht optimal, kannst du das durch eine starke Leistung in Teil 2 noch wettmachen.
Teil 2 der Abschlussprüfung Elektroniker für Automatisierungstechnik
Am Ende der Ausbildung folgt Teil 2 der Elektroniker für Automatisierungstechnik Prüfung, der mit 60 % in die Gesamtnote eingeht. Dieser zweite Prüfungsteil ist umfangreicher und anspruchsvoller. Er besteht aus einem großen praktischen Arbeitsauftrag sowie drei schriftlichen Prüfungsbereichen: Systementwurf, Funktions- und Systemanalyse und Wirtschafts- und Sozialkunde (WiSo). Hier musst du zeigen, dass du das volle Spektrum deines Berufs beherrschst.
In den schriftlichen Aufgaben erwarten dich sowohl Auswahlfragen (Multiple Choice) als auch offene Fragen, bei denen du selbst formulieren, zeichnen oder rechnen musst.
Arbeitsauftrag (praktischer Teil)
Im praktischen Arbeitsauftrag musst du dein handwerkliches und systematisches Können unter Beweis stellen. Hier gilt es, ein umfangreicheres Automatisierungsprojekt zu bearbeiten – zum Beispiel eine Anlage zu installieren oder umzubauen, eine SPS-Steuerung zu programmieren und alle Komponenten in Betrieb zu nehmen. Die Prüfung simuliert reale Arbeitsabläufe: Du bekommst einen Auftrag, den du eigenständig planen, durchführen und dokumentieren sollst.

Typische Aufgaben in diesem Prüfungsbereich sind zum Beispiel:
- Anforderungen analysieren und Arbeitsabläufe planen (inkl. Material- und Zeitplanung)
- Bauteile montieren, Schaltschränke oder Anlagenkomponenten verdrahten
- SPS-Programm erstellen und Parameter einstellen
- Anlage in Betrieb nehmen und Funktionen testen
- systematische Fehlersuche bei Störungen durchführen
Nach Abschluss der praktischen Arbeit führst du mit den Prüfern ein Fachgespräch (mündliche Prüfung). Dabei erläuterst du dein Projekt, begründest deine Lösungen und beantwortest Fragen.
Je nach Vorgabe gibt es zwei Varianten: Entweder erledigst du einen „betrieblichen Auftrag“ in deinem Ausbildungsbetrieb oder du bearbeitest eine vorgegebene „PAL-Prüfungsaufgabe“ der IHK. Beide Formen dauern etwa ein bis zwei Tage (rund 14–18 Stunden) inklusive Durchführung und Fachgespräch.
Systementwurf (schriftliche Prüfung)
Im Prüfungsbereich Systementwurf entwirfst du nach vorgegebenen Anforderungen Änderungen oder Erweiterungen für ein Automatisierungssystem. Du könntest zum Beispiel die Aufgabe bekommen, einen bestehenden Produktionsablauf zu optimieren oder eine neue Funktion in einer Anlage zu integrieren.

Dafür musst du ein Konzept entwickeln und die Umsetzung planen. Typische Aufgaben sind das Auswählen geeigneter Komponenten (etwa Sensoren, Aktoren oder Steuerungselemente), das Anpassen von Schaltplänen oder das Erstellen von Ablaufdiagrammen bzw. Programmbausteinen für die SPS. Oft sind auch Berechnungen erforderlich, zum Beispiel um Bauteile zu dimensionieren oder Prüfwerte zu ermitteln. Bei alledem gilt es, technische Regeln und Sicherheitsvorschriften einzuhalten.
Funktions- und Systemanalyse (schriftliche Prüfung)
In diesem Prüfungsbereich analysierst und beurteilst du bestehende Automatisierungssysteme. Du bekommst zum Beispiel Schaltpläne, Ablaufbeschreibungen, Programmcode oder Messprotokolle vorgelegt und musst Fragen dazu beantworten. Typische Aufgaben sind, in einer Schaltung Fehlerursachen zu finden, einen Programmablauf auf logische Fehler zu überprüfen oder zu beurteilen, ob eine Anlage die vorgegebenen Anforderungen erfüllt. Möglicherweise musst du Messwerte auswerten, Signalverhältnisse erklären oder Vorschläge zur Fehlerbehebung machen. Hier ist systematisches Verständnis gefragt: Du zeigst, dass du auch bei komplexen Anlagen den Durchblick behältst, Funktionszusammenhänge erkennst und Probleme logisch analysieren kannst.
Wirtschafts- und Sozialkunde (WiSo)
In diesem Prüfungsbereich werden allgemeine Themen der Berufs- und Arbeitswelt abgefragt. Es geht um dein Grundwissen in Wirtschaft, Recht und Gesellschaft. Typische Inhalte sind etwa Rechte und Pflichten aus dem Ausbildungsvertrag, Arbeitsrecht und Arbeitsschutz, Aufbau von Unternehmen, Sozialversicherungen oder wirtschaftliche Zusammenhänge. Die Fragen sind meist kurz und praxisbezogen (häufig in Form von Multiple-Choice-Aufgaben). Auch wenn WiSo mit geringerer Gewichtung in die Gesamtwertung eingeht, solltest du diesen Teil nicht unterschätzen – ein solides Verständnis der wirtschaftlichen und sozialen Grundlagen gehört zum Berufsbild dazu.
Beispielaufgaben mit Lösungen
Zum Abschluss drei typische Prüfungsfragen aus der Abschlussprüfung, jeweils mit einer Lösung zur Orientierung:
Beispielaufgabe 1: Zwei Widerstände von 30 Ω und 60 Ω sind parallel geschaltet. Wie groß ist der Gesamtwiderstand?
Richtige Antwort
Lösung: Bei einer Parallelschaltung berechnet sich der Gesamtwiderstand nach 1/R = 1/R1 + 1/R2. Hier gilt: 1/Rges = 1/30 + 1/60 = (2 + 1) / 60 = 3/60. Daraus folgt Rges = 60/3 = 20 Ω.
Beispielaufgabe 2: Worin besteht der Unterschied zwischen einem PNP- und einem NPN-Sensor?
Richtige Antwort
Lösung: Ein PNP-Sensor schaltet bei Aktivierung den Pluspol (+24 V) auf seinen Ausgang (die Last wird gegen Masse geschaltet). Ein NPN-Sensor schaltet hingegen den Minuspol (0 V/Masse) auf den Ausgang (die Last liegt an +24 V). Vereinfacht sagt man: PNP ist plus-schaltend, NPN ist minus-schaltend.
Beispielaufgabe 3: Nenne die grundlegenden Programmiersprachen, die für SPS-Steuerungen verwendet werden.
Richtige Antwort
Lösung: In der Automatisierungstechnik sind fünf SPS-Sprachen gängig: Kontaktplan (KOP), Funktionsplan (FUP), Anweisungsliste (AWL), Strukturierter Text (ST) und Ablaufsprache (SFC, auch Grafcet genannt).